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Schutterwald_BIB_2016_Einzelseiten

Schutterwald mit seinen beiden Filialdörfern Höfen und Langhurst liegt inmitten der Ortenau. 1268 erstmals namentlich erwähnt, galt das Inte- resse der damaligen Herrschergeschlechter weniger dem Dorf, als vielmehr dem Wald, der mit seinem Holzreichtum, den Weide- und Zehntrechten ein begehrtes Objekt war. So erfahren wir jahrhunder- telang immer nur von Verkauf, Beleihung, Streit um die Nutzung, um Jagd-, Wald- und Weiderecht unseres Schutterwaldes. Über 400 Jahre herrschte des Waldes wegen ein erbitterter Streit zwischen Schutterwald und Offen- burg, der beiden Gemeinden viel Sorge und Wider- wärtigkeit einbrachte. Bereits 1316 bestand nach einem Urkundenbuch der Stadt Straßburg eine ,,parochia“ (Pfarrei) Schutterwald. Es ist deshalb anzunehmen, dass Schutterwald bereits gegen Ende des 13. Jahrhunderts als Holzfällersied- lung existierte. Der schon früher erwähnte Name Langhurst kann sich sowohl auf einige Gehöfte als auch - was wahrscheinlicher ist - auf einen Gewannamen beziehen. Ebenso ungewiss ist die Gründung von Höfen. Wir wissen lediglich, dass im Süden von Höfen die berühmte Römer­straße verlief, die im Jahre 74 n.Chr. der römische Kaiser Vespasian durch seinen Legaten Cornelius Clemens als Nach- schubstraße von Straßburg nach Rottweil zum römi­schen Limes (Grenzwall) bauen ließ und zu deren Schutz ein Kastell an der Stelle der späteren Mörburg (Freihof) errichtet wurde. Das unwirtliche Bruch im Süden der Gemarkung sowie das Gebiet des unwegsamen großen Waldes, der sich bis ge- gen Willstätt im Norden erstreckte, erschwerten die Rodung und Besiedlung Nach dem Untergang des Herrschergeschlechtes der Staufer 1268 versuchten die Rittergeschlech- ter der Ortenau sich während der folgenden kaiser- losen Zeit möglichst viele Gebietsteile anzueignen. Man stritt sich nicht nur um den Besitz der Dörfer und ihrer Gemarkungen, sondern auch um einzelne Gehöfte, so dass Schutterwald lange Zeit drei Standesherren zinspflichtig war: Der Herrschaft Binzburg, den Geroldseckern und der Landvogtei Ortenau, ein Gebiet, das der Kai- ser Rudolf von Habsburg den Rittern der Ortenau wieder entrissen und als reichsunmittelbares Gebiet für Habsburg gewonnen hatte. So bot Schutterwald das Bild staatlicher Zerrissenheit und Ohnmacht seiner Einwohner, die ganz der Willkür der Adelsgeschlechter unterworfen waren. Diese Abhängigkeit dauerte bis zur Auflösung die- ser Grundherrschaften durch Napoleon und ihrer Einverleibung in das neugegründete Großherzog- tum Baden (1806). Schutterwald war jahrhundertelang ein reines Bauerndorf, das trotz zahlreicher Verwüstungen im 30-jährigen Krieg (1618 - 1648) und den Raubkriegen Ludwigs XIV. bis zur Franz. Revolu- tion immer wieder versuchte, durch Anbau von Handelspflanzen (Flachs, Hanf, Zichorie u. Tabak) die karge Existenz seiner Einwohner zu sichern. Marksteine der politischen Entwicklung unseres Dorfes waren die Verfassung 1818 und die Ba- dische Gemeindeordnung 1831, nach jahrhun- dertelanger Abhängigkeit die erste freiheitliche Selbstverwaltung, der 1832 die Aufhebung aller Fronden und 1838 die Ablösung des Zehnten (Ab- gabe des zehnten Teils aller Feldfrüchte) folgte. Die Schutterwälder beteiligten sich lebhaft am Pro- test des Volkes gegen die Willkür der großherzog- lichen Regierung, der seinen Höhepunkt in der 48er Revolution fand, bei der 19 Schutterwälder Bürger zu Gefängnis oder Geldstrafen verurteilt wurden. Charakteristisch für die Bewohner Schutterwalds ist die schöne, weitgerühmte Tracht der Frauen, so dass man mit Recht von Schutterwald als einer ,,Trachteninsel“ sprach. Ausführlicheres darüber in der ,,Chronik von Schutterwald“, welche die Gemeindeverwaltung 1974 als stattlichen Leinen- band herausgab. Geschichtlicher Überblick GESCHICHTE Ein Flüsschen, dem unser Ort seinen Namen verdankt: Die Schutter und der zugehörigeWald

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