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Schutterwald_BIB_2016_Einzelseiten

Ein Umschwung der bäuerlichen Tradition machte sich bereits gegen Ende des letzten Jahrhunderts bemerkbar, als durch Bahn, Post, Textil- und Glas- industrie im nahen Offenburg neue Arbeitsmög- lichkeiten geboten wurden und im Westen des Dorfes eine Arbeitersiedlung entstand. Heute ist Schutterwald eine Arbeiter-, Angestellten- und Beamtensiedlung mit großzügig angelegten mo- dernen Neubaugebieten. Handwerksbetriebe so- wie in neuerer Zeit angesiedelte Gewerbe- und Indu­striebetriebe bieten nicht nur Arbeitsplätze an, sondern tragen auch wesentlich zur Finanz- ausstattung der Gemeinde bei. Das Bauerntum ist bis auf wenige Familien zurückgegangen. Jahrhundertelang war unsere Kirche eine Fili- ale von Hofweier. Während um die Mitte des 18. Jahrhunderts unsere Nachbargemeinden ihre durch Kriegseinwirkungen zerstörten Kirchen als Barockkirchen neu errichteten (Hofweier, Nieder- schopfheim, Griesheim, Appenweier), kämpften die Schutterwälder jahrzehntelang mit ihrem Patronatsherrn Roeder von Diersburg um einen Neubau. Als 1784 endlich der Grundstein zur neuen Kirche gelegt wurde, war die Blütezeit des Barock vorbei. Während das Äußere des Baues den Barockkirchen der Nachbardörfer gleicht, wurde die Inneneinrichtung in einfacherer Wei- se, ohne die vielfach überladenen Formen des Barock ausgeführt, was lange kunsthistorisch als bedeutungslose Imitation gewertet wurde, bis nach neuesten Feststellungen von Kunstexperten unsere Kirche als wichtiges Übergangsglied vom späten Barock zur folgenden klassizistischen Periode erkannt wurde. Die „Trachteninsel“ Schutterwald Die Tracht der Schutterwälder unterschied sich von den Trachten der Nachbardörfer derart stark, dass oft von einer „Trachteninsel“ ge- sprochen wird. Während sich die Männertracht dabei nur wenig unterschied, entwickelte sich die Frauentracht zu Formen und Farben, die in ihrer Buntheit und Abwechslung zu den eigen- artigsten zählt, die es in Süddeutschland gab. Die Männer- und Burschentracht Der mündlichen Überlieferung zufolge haben die Männer bis Mitte des 19. Jahrhunderts lederne Kniehosen mit weißen Strümpfen ge- tragen. Gegen Ende des Jahrhunderts wurde dann ein- heitlich die lange schwarze Hose getragen, die keinen Hosenschlitz, sondern eine breite Stoff- klappe, den Hosenladen hatte. Dazu wurde eine rote oder schwarze Weste mit zwei Reihen Knöpfen, und darüber noch einmal eine kurze zweireihige Jacke mit breitem Revers, der sog. Mutzen, getragen. Der Festtagsrock, der Halbleinene, war ein Mantel aus feinstem schwarzen Tuch mit kar- minrotem Futter und rot paspelierten Ärmel- aufschlägen. Auf dem Kopf trug man einen rundern, schwarzen Filzhut, zum Tanz wurden hohe Pelzmützen gertragen. Daheim trugen vor allem die alten Männer auch die handge- strickte Zipfelmütze mit rundem festen Deckel und Quaste. Die Frauentracht Die Tracht der Frauen bestand aus wertvollen Woll- oder Seidenstoffen, die von der Mutter an die heiratsfähige Tochter vererbt wurde. Der Unterrock (oft mehrere) bestand aus rotem Flanellstoff mit mehreren Reihen schwarzer Samtbänder. Als Überrock folgte dann ein är- melloses Leibchen mit von der Hüfte bis fast auf den Boden reichender, faltenreicher Rock. Das Schutterwälder Charakteristikum an die- sem Rock war ein breites rotes Band. Selbst der einfachere Überrock für die Werktage, die sog. Kutte, aus tiefblauem Baumwollstoff trug diesen roten Bändel. Das bezeichnendste Merkmal jedoch war die Art, wie die wertvollen Halstücher ge- tragen wurden. Kunstvoll geknüpft oder über die Brust gekreuzt - in der Art der An- ordnung erkannte man die Funktion der Trägerin: die Ledige, die Verheiratete, die Hochzeiterin, die Witwe, die Kommunion- mädchen, die Kirchenchormädchen usw. Vertreter der Trachten- und Volkstanzgruppe Schutterwald zeigen hier die verschiedensten Ausprägungen der bekannten Schutterwälder Tracht. Frauen in Festtags- und Sommertracht, immer aber mit rotem Rocksaum (Bändel); die Männer rechts in Festtagsrock, dem Halblei- nenen bzw. im Sommer nur mit roter Weste. Junggesellen auf Brautschau tragen zum Tanz die hohe Pelzmütze, sowie breite, handbe- stickte Hosenträger. Diese Hosenträger zeigte der Schutterwälder Bursche voller Stolz, waren diese doch meist ein handgearbeitetes Ge- schenk seines Mädchens. TRACHTENGRUPPE

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